Turnsaal Zentrum Kriehubergaße
Wien
Wettbewerb 2020 (2.Rang)
SPORT FINDET STADT
Der Zubau einer Turnhalle ist grundsätzlich nichts Besonderes. Noch dazu, wenn dieser im Rahmen starker Vorgaben unterirdisch erfolgen muss. Mitten in der inneren Stadt, in einer “Wohnstrasse” und umgeben von einer soliden Struktur aus der Gründerzeit, birgt diese Aufgabe allerdings einiges Potential – für die Schule, das Grätzl, außerschulische Nutzungen und nicht zuletzt für den Straßenraum.
Natürlich bildet sich der unterirdische Bau je nach Beschaffenheit ab. Die Oberlichter, Stiegenhäuser und der Sportplatz sind daher auch sichtbar. Auch die Laufbahn und die Aktivität darauf ist für alle von der Straße gut zu sehen. Wir gehen jedoch einen Schritt weiter und nutzen die seltene Chance: Wir öffnen das unterirdische Bauwerk auch seitlich zur Straße und somit zum städtischen Lebensraum hin. Der schmale Gehsteig wird zu einem langen “Vorplatz”, neue Bäume an Stelle von Parkplätzen stärken diesen Raum und schließen mit den bestehenden Bäumen im Hof einen Kranz rund um das ganze Sportareal. Aus Schule, Sport, Freizeit und Stadtraum entstehen so neue “Schnitt-mengen”.
Für die Belichtung der Sporthallen über Oberlichter öffnen wir so viel wie möglich die Decke. Ein geradliniger Baukörper begleitet den Straßenraum. Er ist Lichtlaterne für die in der Erde liegenden Turnsäle, beherbergt den Haupteingang ins Sportzentrum und die nötigen Nebenräume, am Dach die Laufbahn. Zum Innenhof bildet er eine Grenze für das große Spielfeld. Wo es sich hier in die Höhe entwickelt, um Licht einzufangen geht es an anderer Stelle in die Tiefe, eingestanzte Höfe in unterschiedlicher geometrischer Ausdehnung bringen Licht und Luft in die weiteren Turnsäle und Erschließungsflächen.
In einem Zwischengeschoß bindet der neue Turnsaaltrakt direkt den Bestand an, über eine kreuzförmige „Brücke“, die zwischen den Turnsälen gespannt wird, gelangt man in die versorgende Struktur der Garderoben und Sanitärräume, die zur Gänze im Bestandsgebäude untergebracht sind. Die geradlinige Erschließung dient der guten Orientierung, an allen 4 Endpunkten des „Kreuzgangs“ tritt Licht ein. Bereits am Weg zur Garderobe eröffnen sich Einblicke in die darunterliegenden Sportflächen – ein Maximum an Licht und Transparenz begleitet den Weg.
Die Turnsaalebene ist sehr pragmatisch und dicht, hier minimiert sich die Erschließungsfläche, der Raum engt sicht, bevor man wieder in die Weite der großen Säle eintritt. Jeweils zwei Säle teilen sich einen Lichthof, der gleichzeitig auf möglichst kurzem Weg das Flüchten aber auch im alltäglichen Sportbetrieb einen shortcut zu den oberirdischen Sportflächen ermöglicht. An der Oberfläche zeichnen sich diese Höfe als bunte, skulpturale Drahtkörper ab. Der Zwang zur Begrenzung der Sportflächen wird positiv und gestalterisch genutzt. Sitzstufen, eine Verbindungsbrücke zur Laufbahn und die Laufbahn als solche bieten Platz für ZuschauerInnen.